Mittwoch, 22. April 2015

21. April 1945: Die Nacht der Nazis (2)

Die Nikolaikirche wurde Opfer von Vergeltungsmaßnahmen der Franzosen

In dem vom Stadtarchiv herausgegebenen Buch "Reutlingen 1930-1950 - Nationalsozialismus und Nachkriegszeit" heißt es auf der Seite 276: 
»... verlief die Besetzung keineswegs gewaltlos. Es wurden nicht nur Schüsse und vereinzelt Panzerfäuste auf die einmarschierenden Truppen abgefeuert, sondern in der Nacht zum 21. April 1945 fand nochmals eine militärische Aktion durch die sogenannte Kampftruppe unter Führung Kimmichs statt. Diese "Gegenmaßnahme" wurde in ihrer Intention im nachhinein unterschiedlich beurteilt; die  einen sprechen von "schwachen deutschen Gegenstößen", andere werten sie als Versuch der "Zurückeroberung Reutlingens". Im Zuge dieses Gegenstoßes kam es zu Schießereien an der Marienkirche, am Burgplatz, am Karlsplatz und an anderen Stellen: "Am Albtorplatz soll eine Panzerfaust aus dem Dr. Kohlschen Haus herausgeworfen worden sein... Am Platz der SA sei aus dem Fischbachschen Haus herausgeschossen worden, aus dem Gasthaus zum Hahnen sei eine Panzerfaust auf die in der Nähe weilenden Panzer geschossen worden... Auch sonst hörte man von Angriffen auf feindliche Posten." Dieser "nutzlose Überfall" hatte die sinnlose Zerstörung mehrerer Gebäude besonders am Karlsplatz, in der Lederstraße 1-17 und der Karlstraße 1, 3 und 5 zur Folge. Diese Bauten wurden von den französischen Truppen in Brand geschossen und durften zunächst nicht gelöscht werden. Im Zuge der Aktionen brannte auch die Nikolaikircheaus: "Den allergrößten Schaden, das Ausbrennen der Nikolaikirche, brachte erst die Zeit der Besatzung. Sie war nicht das Opfer von Kriegshandlungen, sondern die Auswirkung einer Vergeltungsaktion, welche erst am 21. April als Gegenschlag gegen den Versuch einer Wiedereroberung der Stadt durch deutsche Truppen durchgeführt wurde." In Reutlingen war daher beim Einmarsch die relativ hohe Zahl von 55 Todesopfern zu beklagen, wobei hier auch die durch Jagdbomberbeschuss Getöteten mitgezählt sind.«

Wie es derweil in Pfullingen weiterging, lesen Sie: HIER 
Wie es war, wenn man mit den Besatzern zusammenlebte, erfahren Sie in Altenburg: HIER



Bildertanz-Quelle:Immanuel Lude (Foto)

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